Rückblick Brahms- Konzert mit Kantonsschule Küsnacht

von | 7. Feb.. 2009 | News

Tages-Anzeiger- Rechtes Seeufer – 07.02.09
Die grosse Bühne beflügelt Kantonsschüler

Über 200 Schüler der Kantonsschule Küsnacht sangen am Donnerstag Brahms «Deutsches Requiem» in der Tonhalle. Einen besseren Aufführungsort hätte es nicht geben können.

Von Alexander Rudolph Küsnacht/Zürich. – Gross war die Begeisterung, als das erste Konzert der Kantonsschule Küsnacht in der Zürcher Tonhalle am Donnerstagabend zu Ende ging: Ein jubelnder Chor, Standing Ovations in den oberen Rängen und eine Kusshand des Dirigenten an seine Musiker begleiteten einen schier endlosen Applaus. Es schien, als wollten Publikum, Chor und Orchester noch einmal gemeinsam die Einzigartigkeit dieses Konzertes zum Ausdruck bringen. Nach mehreren Schulproduktionen im heimischen Küsnacht hatte die Kantonsschule zum ersten Mal den Schritt nach Zürich gewagt (TA vom 30. 12.). Entsprechend gross war wenige Stunden zuvor der Andrang auf die Tickets gewesen: Als um 19 Uhr die Abendkasse der Tonhalle öffnete, dauerte es kaum eine Viertelstunde, bis der Saal ausverkauft war. Den hauseigenen Verkauf hatte die Kantonsschule Küsnacht schon Anfang der Woche beendet, um überhaupt noch Tickets an der Abendkasse anbieten zu können. Rund 1500 Menschen wollten die rund 300 Musiker – davon über 200 Schüler – bei ihrem ersten Auftritt in der Tonhalle sehen.

Tonhalle war gerade frei
Schon vor Konzertbeginn stand ausser Frage, dass der Aufführungsort für die Beteiligten das Faszinierendste am Konzert überhaupt war. Ursprünglich war es Zufall gewesen, dass die Aufführung von Brahms «Deutschem Requiem» in der Tonhalle stattfinden würde: Andernorts hatte sich das Aufstellen von Podesten als zu teuer erwiesen, und die Zürcher Tonhalle war just zum fraglichen Zeitpunkt noch frei. Mit der Zeit aber hatte sich eine geradezu euphorische Vorfreude an der Küsnachter Kantonsschule eingestellt. Als die Schüler im Chor und das Orchester Neues Glarner Musikkollegium, – beide mit mehreren Lehrern der Kanti ergänzt – zum Konzert anhoben, spürte man viel von dieser Motivation. Passagen, die Chor und Orchester bei ihrer einzigen gemeinsamen Probe am vergangenen Samstag (TA vom 2. 2.) noch ausführlich zu üben hatten, wirkten nun befreit und harmonisch. Als die Schüler im zweiten der sieben Teile wie aus einer Kehle «denn alles Fleisch, es ist wie Gras» sangen, stand für einen Moment in der Tonhalle alles still. «Diesen Elan kriegt man nur einmal hin», sagte Dirigent Heini Roth nach dem Konzert. Knapp ein Jahr hatten er und andere Musiklehrer mit ihren Schülern dafür geprobt.

Teilweise in Zürich komponiert
Es war nicht zuletzt Johannes Brahms’ «Deutsches Requiem» selbst, das den Schülern ihren grossen Auftritt ermöglichte. In kaum einem Werk nimmt der Chor eine so wichtige Rolle ein. Die zwei Solisten Jean Knutti (Bariton) und Liv Kriesi (Sopran), die ebenfalls Lehrer an der Kantonsschule sind, kamen nur in drei der sieben Teile zum Einsatz. Zudem hätte es für das Requiem wohl keinen passenderen Aufführungsort als die Tonhalle gegeben: Brahms komponierte den sechsten und siebten Teil des Werkes in Zürich, wo er in Fluntern am Zürichberg wohnte, und es war das Tonhalle- Orchester, das 1868 den zuletzt geschriebenen fünften Teil zum ersten Mal intonierte. Auf ihre eigene Premiere in der Tonhalle konnten die Schülerinnen und Schüler der Kanti schliesslich auch aufgrund der eigenen Leistung stolz sein. «Wir haben gegenüber den Proben noch einmal einen draufgelegt», sagte ein Viertklässler nach dem Konzert erleichtert. «So gut wie heute waren wir noch nie.» Entsprechend kräftig unterstützte der Chor am Schluss den grossen Applaus des Publikums. Denn auch wenn die Aufführung des Requiems nicht immer Tonhalle-Niveau erreichte, der Applaus am Ende übertraf es bei Weitem.
Zürichsee Zeitung – 07.02.09

Klangwogen und viel Geführl - ZSZ 07.02.09